Räuberroman

Räuberroman
Räu|ber|ro|man 〈m. 1im 18. Jh. beliebte Form des Unterhaltungsromans mit einem Räuber, meist als Schützer der Unterdrückten, im Mittelpunkt

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Räu|ber|ro|man, der (Literaturwiss.):
Ende des 18. Jh.s aufkommender Unterhaltungsroman mit der Hauptfigur des edlen Räubers, der als Befreier u. Beschützer der Armen u. Rechtlosen auftritt.

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Räuber|roman,
 
Romantypus, dessen Zentralfigur der »edle Räuber« ist, der außerhalb der Gesetze steht, einerseits Verbrechen begeht und oft als Verbrecher endet, andererseits jedoch als Befreier und Beschützer der Armen und Rechtlosen auftritt. Der Räuberroman ist damit eine durch Stoff- und Motivwahl geprägte Spielart des Abenteuerromans. In Europa am frühesten greifbar sind die Überlieferungen um Robin Hood. Zur Volksüberlieferung gesellten sich im 17. und 18. Jahrhundert Züge aus dem verwandten Schelmenroman. Neue Impulse kamen aus der bürgerlichen Auflehnung gegen das Ancien Régime und die beginnende Verfestigung bürgerlicher Normen. Hier verbanden sich Protesthaltung und Freiheitspathos (v. a. im Sturm und Drang) mit der Konzeption des edlen Wilden (J.-J. Rousseau) und ihrer Übertragung auf den edlen Räuber. Schillers Drama »Die Räuber« (1781) fasst diese Tendenzen zusammen und wurde damit zum Vorbild auch für den neueren Räuberroman, dem in dem Konzept des edlen Räubers auch die Erzählungen »Der Verbrecher aus verlorener Ehre« (1786) von Schiller und H. von Kleists »Michael Kohlhaas« (1810) nahe stehen. Gleichzeitig entstand eine reine Unterhaltungsliteratur (H. Zschokke, »Abällino, der große Bandit«, 1793; C. A. Vulpius, »Rinaldo Rinaldini, der Räuberhauptmann«, 1797; K. G. Cramer, »Der Domschütz und seine Gesellen«, 1803). Der Rückgriff auf die Geschichte ergibt Überschneidungen mit dem Ritterroman, wie bei W. Scott, Zschokke oder Cramer. Etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm der Kriminalroman die Rolle des Räuberromans in der Unterhaltungsliteratur. Im 20. Jahrhundert lebte der unbesiegbare Räuber noch einmal in der Gestalt des »Fantômas« auf (geschaffen von M. Allain und P. Souvestre, 1911, zahlreiche Fortsetzungen).
 
 
J. W. Appell: Die Ritter-, Räuber- u. Schauerromantik (1859, Nachdr. 1968);
 C. Müller-Fraureuth: Die Ritter- u. Räuberromane (1894, Nachdr. 1965);
 G. Anrich: Räuber, Bürger, Edelmann, jeder raubt so gut er kann (1975);
 H. Dainat: Abaellino, Rinaldini u. Konsorten. Zur Gesch. der Räuberromane in Dtl. (1996).

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Räu|ber|ro|man, der (Literaturw.): Ende des 18. Jh.s aufkommender Unterhaltungsroman mit der Hauptfigur des edlen Räubers, der als Befreier u. Beschützer der Armen u. Rechtlosen auftritt.

Universal-Lexikon. 2012.

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